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Enerige & Management > E&M Vor 20 Jahren  - Im Jahr 2005 startete Kampagne „stromerzeugende Heizung“
Quelle: Fotolia / Rawpixel
E&M VOR 20 JAHREN :
Im Jahr 2005 startete Kampagne „stromerzeugende Heizung“
Im Dezember 2005 berichtete Energie & Management über eine Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch (ASUE).
 
Unter dem Titel „stromerzeugende Heizung“ präsentierte die ASUE im Dezember 2005, also vor 20 Jahren, erstmals ihr Konzept für Mikro-KWK-Anlagen in Einfamilienhäusern. Autor Jan Mühlstein war damals bei der Veranstaltung in Essen vor Ort. Die Tagung zeigte frühe Marktperspektiven, internationale Herstellerstrategien und die Position der deutschen Gaswirtschaft in einem damals jungen Technologiefeld − auch wenn sich das Konzepte der mit Erdgas betriebenen KWK-Anlagen in Einfamilienhäusern nicht wirklich durchgesetzt hat.

Das erste Ziel, das Interesse der Fachöffentlichkeit an dezentraler Stromerzeugung in Einfamilienhäusern zu wecken, hat die Tagung sichtbar erreicht: Reinhard Schüler, Präsident der ASUE, blickte bei der Eröffnung der Veranstaltung zufrieden in einen voll besetzten Schulungsraum des Gaswärme-Instituts in Essen. Besonders freute sich ASUE-Geschäftsführer Bernd Utesch darüber, dass unter den rund 90 angemeldeten Teilnehmern nicht nur Gasversorger, sondern auch Wohnungswirtschaft, Handwerk, Contractoren und Energieberater vertreten waren.

In einer Inforunde sowie in dem neue eröffneten „Showroom“ hatten Anbieter von Mikro-KWK-Geräten die Gelegenheit, ihre Anlagen vorzustellen. Vertreten waren dabei die britische Microgen und die neuseeländische Whispertech, deren Aggregate mit Stirlingmotoren ausgestattet sind, sowie der mit einem Freikolben-Dampfmotor arbeitende Lion-Powerblock der Olsberger Otag – alle drei offensichtlich an der Schwelle zur Markteinführung stehend. Präsentiert wurde außerdem der Prototyp einer kleinen PEM-Brennstoffzelle, die mit Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums unter Federführung von Viessmann entwickelt wird.

Die Konzepte der mit Erdgas betriebenen KWK-Anlagen in Einfamilienhäusern stellte bereits in seinem Einleitungsvortrag Professor Klaus Görner vor; der wissenschaftliche Leiter des Gaswärme-Instituts war auch der Moderator der Tagung. Doch schon der zweite Referent, Andreas Ballhaus von der EWE Oldenburg, rückte die Frage nach den notwendigen Randbedingungen für einen wirtschaftlichen Einsatz der Mikro-KWK in den Mittelpunkt. Die im Markt eingeführten Mini-BHKW von SenerTec und Ecopower eignen sich im Wohnbereich vor allem zur Versorgung von Mehrfamilienhäusern, so Ballhaus. Sie ließen sich im Rahmen von Contracting allerdings nur mit Zustimmung aller Mieter einsetzen, die zudem auch als Abnehmer des eigenerzeugten Stroms gewonnen werden müssen, um so ausreichende Deckungsbeiträge aus dem Stromverkauf zu erzielen. Dies steigere den Akquisitionsaufwand und die Transaktionskosten, womit oft die wirtschaftlichen Vorteile aufgezehrt werden. Die Zustimmungshürden ließen sich mit noch kleineren KWK-Anlagen, die für einzelne Wohnungen oder Einfamilienhäuser geeignet wären, überwinden – wenn die „stromerzeugende Heizung“ zu vertretbaren Preisen und mit ausreichender Zuverlässigkeit verfügbar wäre.

An der Schwelle zur Markteinführung

Zu den interessantesten Referaten der Tagung gehörten die Berichte, wie außerhalb Deutschlands Märkte für Mikro-KWK erschlossen werden. So zeigte Michael Colijn, Amsterdam, den europäischen Kontext auf, vor allem am Beispiel Großbritanniens (wo die Eon-Tochter Powergen in den nächsten Jahren 80 000 Stirling-BHKW von Whispertech installieren will) und der Niederlanden (wo die Gasunie 50 Mikro-KWK-Aggregate im Feldtest hat). Fünf Hersteller verkaufen bereits seit Jahren erfolgreich Mikro-KWK-Anlagen, 36 Entwickler seien weltweit in diesem Technologiefeld tätig, berichtete Colijn. Seine nüchterne Einschätzung: Der Markdurchbruch steht bevor, doch nur wenige Anbieter werden Erfolg haben.

Wolter A. Veenhoven, als Berater der niederländischen Gaswirtschaft in Tokio tätig, beleuchtete den japanischen Markt. Dort sei vor allem Honda mit einem Mikro-BHKW erfolgreich, das mit einem konventionellen Verbrennungsmotor eine elektrische Leistung von 1 kW erreiche. In den letzten drei Jahren seien in Japan 30.000 dieser Geräte installiert worden, allein 15.000 im Jahr 2005. Dank eines Großauftrags der Tokio Gas werde Honda die Produktion 2006 nochmals deutlich erhöhen. Bei einem realem Verkaufspreis um 5.000 Euro (der Listenpreis betrage 6 000 Euro) und einer staatlichen Förderung von rund 1 200 Euro pro Anlage verblieben gegenüber einem Brennwert-Gaskessel Mehrkosten von 2.400 Euro, die sich in wenigen Jahren durch Einsparungen beim Strombezug amortisieren, rechnete Veenhoven vor. Die Frage, wann Honda mit dem Mikro-BHKW in den europäischen Markt einsteigen will, konnte er aber nicht beantworten.

Welchen Beitrag die deutsche Gaswirtschaft zur Erschließung des Marktes für Mikro-KWK leisten will, skizzierte Dr. Thomas Formanski von der „Transferstelle neue Produkte“ der ASUE. Das von der ASUE konzipierte „Forum Stromerzeugende Heizung“ solle sich auf drei Säulen stützen: Die eine ist der Essener Showroom, der weiter ausgebaut werde. Die zweite ist der Internetauftritt www.stromerzeugende-heizung.de . Das dritte Standbein sollen Tagungen, Broschüren und Öffentlichkeitsarbeit bilden, bei denen man mit vielen Partnern zusammenarbeiten werde. Dabei ist auch eine Fortsetzung der Kooperation mit Energie & Management Verlagsgesellschaft, die bereits Mitträger der Essener Veranstaltung war, vereinbart.
 

Jan Mühlstein
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 04.09.2025, 04:00 Uhr

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